Zunehmend nutzen mittelständische Unternehmen und Projektentwickler zur Wachstumsfinanzierung neben dem herkömmlichen Bankkredit auch mezzanine Finanzierungsformen. Mezzanine-Kapital beinhaltet stimmrechtsloses Beteiligungskapital, so dass die Eigentümerstrukturen im Unternehmen unverändert bleiben und gleichzeitig wird die Gesamtfinanzierungsfähigkeit erhöht. Der Grund: Mezzanine-Kapital, das meist als Genussrecht, stille Beteiligung oder Nachrangdarlehen gestaltet wird, schließt die Lücke zwischen klassischem Eigenkapital und Fremdkapital und hilft bei der Finanzierung von dringend erforderlichen Wachstumsinvestitionen. Während Nachrangdarlehen nur wirtschaftlich eine Eigenkapitalfunktion erfüllen, wird stilles Kapital und Genussrechtskapital bei entsprechender Gestaltung sogar als Eigenkapital bilanziert. Mit angenehmen Effekt für das Unternehmen: „Neben der Liquiditätszufuhr steigert Mezzanine-Kapital die Bonität und damit das Fremdfinanzierungspotential des Unternehmens oder der Projektgesellschaft, ohne dass die Eigentumsverhältnisse beeinträchtigt werden“, erläutert Wirtschaftsanwalt Dr. Werner von der Kanzlei Dr. Werner & Collegen, die mittelständische Unternehmen bei Mezzanine-Finanzierungen unterstützt.
„Für die mittelständischen Unternehmer ist es sehr bedeutsam, weiter eigener Herr im Haus zu bleiben. Durch die flexiblen Ausgestaltungsmodalitäten von Mezzanine-Kapital ist dies auch möglich. Weiterhin kann die Beteiligung in der Bilanz als Eigenkapital gebucht werden und die Ausschüttungen zählen steuerlich nicht als Gewinnausschüttungen, sondern als Aufwand. Mezzanine-Kapital verbindet somit die Vorteile von Eigenkapital und Bonitätsverbesserung,“ bringt Dr. Werner die Eigenschaften von Mezzanine-Kapital auf den Punkt.
Als Mezzanine-Kapitalgeber kommen nicht nur Banken bzw. institutionelle Kapitalgeber, sondern auch Privatanleger in Betracht. Hierbei wird der Mittelständler zum Initiator eines eigenen Anlageprodukts und verschafft sich so selbst den Zugang zum Kapitalmarkt und damit zu Investitions- und Wachstumskapital. Mit einer Eigenemission außerhalb der Börse (Privatplatzierung) kann jedes Unternehmen um private Investoren werben (www.finanzierung-ohne-bank.de). Die einzigen Voraussetzungen: Eigeninitiative, eine geschickte Marketingstrategie und ein Verkaufsprospekt zur Aufklärung der Anleger, der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zu genehmigen ist. Auf diese Weise hat z.B. der Bochumer Fleisch- und Wurstwarenhersteller ZIMBO mittels einer Anleihe von privaten Anlegern innerhalb nur weniger Wochen 15 Mio. € eingesammelt. Auch der Industriegürtelproduzent BeltArt GmbH aus Waldbröl und das Emsdettener Haustechnikunternehmen TECE GmbH & Co. KG haben sich über Mezzanine-Kapital erfolgreich finanziert.
Selbst für kleine Unternehmen kann es sich durchaus lohnen, im Rahmen einer weniger aufwendigen „Family-and-Friends-Platzierung“ private Kapitalgeber anzusprechen. „Kleine Mezzanine-Angebote mit einem Kapitalbedarf von 100.000,- bis 500.000 Euro können unkompliziert realisiert werden, ohne das hierfür ein Prospekt oder eine Genehmigung der Kapitalmarktaufsicht erforderlich ist“, erklärt Dr. Werner. „Als Kapitalgeber kommen dabei insbesondere unternehmensnahe Kreise wie Mitarbeiter, Lieferanten und vor allem Kunden in Betracht.“ Immerhin finanzieren sich über 15% der deutschen mittelständischen Unternehmen laut einer Erhebung der Creditreform über Kapitalgeber aus dem Unternehmensumfeld. |